Fotografieren an Lost Places

Ein sehr beliebtes Feld der Fotografie sind die Lost Places, verlassene Orte und alte, verfallende Gebäude. Diese haben einen besonderen Charme und strahlen eine ganz eigene Atmosphäre aus.

In Leipzig gibt es doch relativ viele dieser Orte, auch wenn einige beliebte Locations mittlerweile abgerissen oder umgebaut wurden. Vor einigen Jahren gab es sogar ein Buch mit Fotos von Lost Places in Leipzig, daher sind die meisten Orte doch relativ bekannt und es gibt wenige, wirkliche „Geheimtipps“ zum Fotografieren. Erst letztens waren wir im alten Postbahnhof und dort sind uns so einige andere Leute begegnet, von einem „verlassenen Ort“ kann dort kaum noch eine Rede sein 😉

Trotzdem ist es für uns natürlich immer etwas anderes, selbst vor Ort zu sein und Bilder aufzunehmen als nur Bilder anzusehen. Und jeder hat doch immer seinen eigenen Blick auf ein Motiv.

In letzter Zeit waren wir öfter in Lost Places unterwegs und können euch hier ein paar neue Eindrücke zeigen. Außerdem wollen wir euch ein paar nützliche Hinweise zum Fotografieren an Lost Places geben, die sich aus unserer Erfahrung ergeben haben. Daher gibt es heute unsere

10 Tipps zum Fotografieren an Lost Places

Bevor es losgeht:

1. Den genauen Ort herausfinden: Schaut auf der Karte / im Internet nach, wie ihr dort hinkommt und wie weit die Anfahrt ist. Plant ein, wieviel Zeit ihr braucht, um dorthin zu kommen.

2. Intensive Recherche zum Ort: Informiert euch über den Ort, versucht soviel wie möglich herauszufinden, Wie wurde der Ort genutzt, Gibt es eventuell bestimmte Gefahren, Wie sind die Eigentumsverhältnisse, Wird der Ort von einem Wachschutz bewacht, und so weiter. Im Internet gibt es auch Foren, wo Leute, die bestimmte Lost Places besucht haben, davon berichten – schaut euch diese Berichte an, Welche Probleme  hatten andere an eurem Ziel?

3. Ausrüstung und Kleiderwahl: Überlegt euch vorher gut, was ihr an Ausrüstung mitnehmen wollt. Hier gilt wie so oft, weniger ist mehr. Denkt daran, dass ihr vielleicht irgendwo hochklettern müsst oder ähnliches, und dafür beide Hände braucht. Alles, was ihr mitnehmt, sollte in einen Rucksack passen.

Eure Kamera, ein leichtes Stativ und am besten nur ein Objektiv sind schon ausreichend. Außerdem solltet ihr eine Taschenlampe dabei haben. Zur Kleidung gilt vor allem festes Schuhwerk und lange Hosen, und wenn möglich auch Handschuhe. In alten Gebäuden gibt es viele Stellen, an denen man sich schnell einmal schneiden oder verletzen kann.

Vor Ort

4. Oft ist das Betreten von verlassenen Orten verboten oder zumindest nicht ausdrücklich erlaubt.  Schaut euch erst einmal um die Location herum etwas um, Wo kommt man am besten rein, Ist um den Ort herum viel Bewegung, Kommen viele Leute vorbei? Versucht möglichst schnell und unbemerkt hinein zu kommen.

5. Oberstes Gebot ist eure Sicherheit! Überall können sich Löcher oder Gruben verstecken, oft liegt zerbrochenes Glas oder anderes herum, es können alte Nägel herausstehen, und so weiter. Bewegt euch auch nicht hektisch sondern geht langsam und schaut immer erst, wo ihr hintretet. Ist ein Raum unübersichtlich oder ihr seid euch nicht sicher, dann bleibt lieber draußen. Klettert nicht irgendwo hoch, wenn ihr nicht sicher seid, dass die Konstruktion noch stabil ist.

6. Nachdem ihr euch einen ersten Überblick verschafft habt, lasst den Raum und seine Atmosphäre etwas auf euch wirken. Gerade wenn ihr im Vorhinein gut recherchiert habt und wisst, wie die Räume genutzt wurden, versucht euch das noch einmal ins Gedächtnis zu rufen und vor Augen zu führen. Nehmt euch die Zeit und der Raum wird euch seine Geschichte von alleine erzählen. Betrachtet den Raum so als wäre er noch belebt, versucht euch vorzustellen, wie es dort vorher ausgesehen hat, wer dort gearbeitet hat und so weiter. Dadurch ergeben sich schon fast von selbst Bildideen.

7. Motivwahl: Je nachdem, an was für einem Ort ihr seid, bieten sich natürlich völlig unterschiedliche Motive. Die Erfahrung hat uns gezeigt, dass vor allem Nahaufnahmen von Details immer sehr schön sind: die Farbe, die von der Wand blättert, oder kleine Gegenstände, die zurückgelassen wurden.

Ein schönes Thema für Motive ist auch die Rückkehr der Natur in den verlassenen Ort, wie z.B. Pflanzen, die aus dem Fenster wachsen oder Vögel, die auf alten Regalen oder Lampen nisten.

Rückkehr der Natur

Rückkehr der Natur

8. Einstellungen und Effekte: Generell machen sich an Lost Places überspitzte Effekte immer gut. Schön sind oft Gegenlichtaufnahmen und auch Spiele mit der Schärfentiefe. Probiert einfach einmal aus, was euch so in den  Sinn kommt.

 

9. Bitte hinterlasst alles so wie ihr es vorgefunden habt! Auch wenn der Ort verlassen ist, solltet ihr nichts zerstören oder mitnehmen. Wenn ihr vor einer verschlossenen Tür steht, verschafft euch auch nicht gewaltsam Eintritt. Was verschlossen ist, sollte verschlossen bleiben. Auch solltet ihr nichts extra für ein Motiv verschieben oder anders arrangieren, dies wirkt oft künstlich.

Die Nachbearbeitung

10. Lasst euch einige Tage Zeit, bevor ihr die Bilder sichtet und bearbeitet. Manchmal erkennt man ein gutes Motiv nicht gleich auf den ersten Blick, sondern erst mit einigem zeitlichen Abstand. In der ersten Aufregung nach dem Besuch des Lost Place übersieht man gern Bilder, die sich zu einem späteren Zeitpunkt betrachtet doch noch als gute Fotos herausstellen.

 

Und vor allem, habt viel Spaß beim Fotografieren! Wart ihr auch schon an verlassenen Orten zum Bilder machen? Was ist euch so passiert dabei? Habt ihr vielleicht noch andere Hinweise? Wir freuen uns über eure Antworten und wünschen euch noch einen schönen Sonntag!

 

Nachtrag: Wir möchten mit diesem Beitrag natürlich niemanden zum Hausfriedensbruch anstiften. Im Idealfall habt ihr das Einverständnis des Eigentümers zum Fotografieren in dem Gebäude. Wir wissen aber auch, dass viele Hobbyfotografen trotzdem diese Orte aufsuchen und möchten für diese hiermit ein paar wichtige Hinweise geben. Schließlich ist es auch nicht im Sinne des Eigentümers wenn sich dort jemand verletzt oder mutwillig etwas zerstört.

9 Kommentare

  1. Gut gemacht, danke für den Link. War erst kürzlich in Leipzig, schade das ich da die Information noch nicht hatte. Dann vielleicht auf bald? Übrigens, Berlin hat da auch einiges zu bieten, siehe Fotos auf meiner Facebook Seite.

    Gruß aus Berlin
    Christian

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    1. Hallo Christian, vielen Dank. Vielleicht klappt es ja beim nächsten Besuch in Leipzig, unsere Tipps hast du nun ja.
      Gerne schauen wir uns deine Facebook-Seite an, schickst du uns vielleicht auch den Link dazu?
      viele Grüße 🙂

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    1. Hallo Christian,
      wir wissen zwar nicht genau wie du das meinst, aber da du ja selbst auf deine Facebook-Seite hingewiesen hast, haben wir es so verstanden, dass wir die uns ansehen sollen. Deshalb haben wir nach dem Link gefragt.
      Schönen Abend noch.

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  2. Ein wirklich toller Artikel mit nützlichen Tipps und Tricks! Mich ziehen solche Orte magisch an. Ich finde es auch wichtig, dass man nichts zerstört oder sich und andere gefährdet, nur um ein paar Fotos zu bekommen. Die Sicherheit sollte immer vor gehen.
    Und eben diesen vorgestellten Lostplace war ich vor nicht allzu langer Zeit, mit Erlaubnis, besuchen.
    Bilder gibts es es auf meinem Blog und Facebook. Vielleicht habt ihr ja Lust mal rein zu schauen 🙂

    Liebe Grüße,
    Lisa

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